In manchen Stunden
- für 8 Blasinstrumente und Schlagwerk
- Dauer: ca. 12:00
- Entstehung: 2025
- Uraufführung: Windkraft – Kapelle für Neue Musik, Kasper de Roo (Leitung), ORF Studio 3 (Innsbruck), 17. Oktober 2025, Festival „Zeitimpuls“
Besetzung:
Flöte (auch Picc.)
Oboe
Bassklarinette (auch B-Klar.)
Fagott
Trompete
Horn
Posaune
Kontrafagott (oder Kontrabass)
Schlagwerk (1 Spieler): Große Trommel und Vibraphon
Zum Werk
Bei meiner Komposition „In manchen Stunden“ für Bläseroktett und Schlagwerk sind nicht nur „Hintergrund“- und „Vordergrund“-Gestalten, sondern alle musikalischen Ereignisse aus einem Material gewonnen, nämlich den 13 Tönen (in 3 Phrasen), mit denen das Stück beginnt. Diese 3 Phrasen können als Kanonstruktur geführt werden (3-stimmiger Kanon im Septabstand, welcher in Tritonusschritten aufwärts sequenziert, insgesamt also auf der Ganztonachse situiert ist). Transformationstechniken wie Umkehrung, Krebsgang, Transposition, Augmentation und Diminution werden hier statt auf eine Tonreihe auf die gesamte Kanonstruktur angewandt. Aus dieser 13-tönigen Struktur ist die gesamte Komposition entwickelt.
Als wiederkehrende zentrale Pole im Formverlauf wirken die Tonalitäten G-Dur und Des-Dur. Diese werden einerseits als „dialektische Gegensätze“ wirksam, offenbaren sich im Verlauf des Stücks aber ebenso als einander verwandte Punkte in einem tonalen Kontinuum; unterschiedliche Blickwinkel auf ein Gemeinsames – vergleichbar dem Kontinuum zwischen aktiver und passiver Vieldeutigkeit.
(Quelle: Gabriel Bramböck: Die Vieldeutigkeit der Musik)
Zum Titel
Max Dauthendey (1867–1918)
In manchen Stunden
Erscheinst du mir:
Steinern deine Stirn.
Auf adligem granitnem Roß,
Du stampfst durch eine Nacht,
Du lachst und lachst,
Von Felsen stürzt dein Lachen,
Und unten steht ein blöder Menschentroß
Und zittert, wo du lachst.
Ein andermal
Seh ich dich krank und siech,
Du kriechst dich in die Erde
In Särge, wo die Toten faulen,
Würmer ziehen über deine Stirn,
Du schlägst die Hände vor dein Angesicht,
Und Trän' um Träne sticht durch deine Finger.
Dann wieder nahst du leise mir.
Tiefblaue Blumen sind bei dir.
Tiefblaue Blumen blühn aus deinen Augen,
Sie lächeln, schweigen,
Und alle Menschen saugen Honig
Aus deinem Lächeln, deinem Schweigen.
(Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 105-106)