KANON für Streichinstrument und Live-Elektronik
- für ein Streichinstrument und Live-Elektronik
- Dauer: ca. 7:00
- Entstehung: 2021
- Aufnahme: https://mdw.vhx.tv/videos/augmented-strings (Mediathek der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien)
Der erste Teil der Komposition ist als sechsstimmiger Kanon angelegt, wobei die sechs Kanon-Ebenen erst vom Soloinstrument gespielt (und dabei aufgenommen) werden und daraufhin von der Elektronik als granulare Resynthese wiederholt werden. So baut sich Ebene für Ebene eine musikalisch differenzierte Polyphonie auf, in der unterschiedliche Spieltechniken der („aufgehobenen“) Zeitlichkeit zum Trotze miteinander kommunizieren.
Nach der Exposition aller sechs Ebenen verlangsamt sich die elektronische Wiedergabe des bisher Geschehenen auf ein Zehntel der Ursprungsgeschwindigkeit, womit ein mit dem Material der vorangegangenen Abschnitte frei gestaltbarer Improvisationsteil beginnt – im Dialog mit der selbst erschaffenen elektronischen Klangwelt. Das Stück endet allmählich verlöschend und verklingend.
Die Elektronik besteht hauptsächlich aus der sechsfachen Aufnahme und granulierten Wiedergabe der vom Soloinstrument gespielten Musik. Über den Max-Patch wird außerdem eine Live-Verstärkung des gespielten Klanges realisiert. Im Improvisationsteil werden Waveshaping und Frequency-Shifting zur Verfremdung des Klanges verwendet. Die Spatialisierung benötigt eine quadrophone Lautsprecheraufstellung und bewegt die aufgenommenen Ebenen als sechs separate Klangquellen im Raum: eine allmählich (mit Ebene 4) ansetzende Kreisbewegung mit den Geschwindigkeitsverhältnissen der einzelnen Quellen nach den Proportionen der Naturtonreihe kommt zu Beginn des Improvisationsteils zum Stillstand und mündet sodann in eine langsame Bewegung in die entgegengesetzte Richtung. So spannt sich ums Publikum ein klangliches Netz, in welchem Vergangenes und Gegenwärtiges umherwirbeln.