welcome to my house
- (four thoughts on being human)
- für präpariertes Klavier vierhändig
- Dauer: ca. 12:00
- Entstehung: 2024
Klaviermusik ist traditionell ein Medium, welches besondere Intimität und Individualität ermöglicht. Hier kann ein Mensch seine persönlichen Gedanken und Gefühle umfassend musikalisch ausdrücken. Wenn sich nun zwei Menschen an ein Klavier setzen (und wieder echte Polyphonie erzeugen können), entsteht eine außergewöhnliche Situation – ein musikalischer Dialog, der kaum unmittelbarer sein könnte. Dabei tun sich für mich Fragen des menschlichen Wesens und seiner Kommunikation auf, welchen ich in den vier Sätzen dieser Komposition versuchte Raum zu geben.
Der Klangraum des Klaviers wird erweitert durch Spieltechniken im Innenraum, durch Spiel auf präparierten Saiten, mit Filz, Gummischlägeln und Kabelbindern, auf Korpus und Stimmzapfen. Durch das Zusammenwirken zweier Spieler können aus diesen besonderen Spielarten einzigartige Klangwelten entstehen. Dabei wurden die Parts so angelegt, dass sie ohne größere technische Hürden relativ einfach spielbar sind, wodurch die Aufmerksamkeit sich der musikalischen Entwicklung und dem Zusammenspiel zuwenden kann.
Benötigt werden: ein Flügel (empfohlen: Steinway D oder Steinway B), zwei Packungen Klebeknete (z.B. Patafix), zwei Superball-Mallets, zwei Filzflecken, ein kleiner Kabelbinder und ein kleiner Holzstab.
Sätze:
- much of society's ado is but child's play – is that awful? or lovely...
- are we ever alone? – are we ever-alone?
- every human is a world – yet our world of worlds – is one?
- if one could lift the veil... – no wait, we can!
Kontext
„Das Leben ist freilich weiter nichts als ein eitles Jagen nach Pomp, als ein Bühnenspiel, wo Züge von Last- und anderem Vieh erscheinen, oder ein Lanzenrennen, ein Herumbeißen junger Hunde um den hingeworfenen Knochen, ein Geschnappe der Fische nach dem Bissen, die Mühen und Strapazen der Ameisen, das Hin- und Herlaufen unruhig gemachter Fliegen, oder ein Guckkasten, wo ein Bild nach dem anderen abschnurrt: aber mitten in diesem Getreibe festzustehen mit ruhigem und freundlichem Sinn, das eben ist unsere Aufgabe.“
Mark Aurel (Selbstbetrachtungen)
„der Widersinn in ihren Sitten vergnügte mich, wie eine Kinderposse“
Friedrich Hölderlin (Hyperion)
„Theoretisch gibt es eine vollkommene Glücksmöglichkeit: An das Unzerstörbare in sich glauben und nicht zu ihm streben. Das Unzerstörbare ist eines; jeder einzelne Mensch ist es und gleichzeitig ist es allen gemeinsam, daher die beispiellos untrennbare Verbindung der Menschen.“
Franz Kafka (Aphorismen)